Die Entstehung von Nisyros

Entstehung, Geologie und Vegetation

DIE ENTSTEHUNG VON NISYROS

Wir wissen nicht, wann das geschmolzene Gestein im Gebiet von Nisyros zum ersten Mal aufzusteigen begann oder wann die Entstehung des Unterwassersockels der Insel anfing. Die antiken Griechen freilich hatten eine genaue Vorstellung sowohl von der Zeit als auch von der Art und Weise der Entstehung der Insel.

"Von Poseidon über das Meer gejagt, gelangte Polybotis nach Kos. Aber Poseidon brach schnell ein Stück aus der Insel heraus und liess es auf ihn fallen. Dieses Stück bildet heute die Insel mit dem Namen Nisyros."


So erzählt Apollodoros in seiner Bibliothek den griechischen Mythos über die Geburt der Insel. Mehr oder weniger die gleiche Erzählung greift auch Strabo in seiner Geographie auf, als er die Insel erwähnt:
"Sie betrachten Nisyros als einen Teil von Kos. Sie erzählen die Geschichte, wie Poseidon Polybotis, einen der Giganten, verfolgte und mit seinem Dreizack ein Stück aus der Insel Kos hinausstach und es auf diesen schleuderte. Dieses Stück wurde die Insel Nysiros, die den Giganten unter sich begraben hält."

Dieser wunderbare Mythos enthüllt, dass unsere Vorfahren wussten, dass die Insel Nisyros ein Vulkan ist und dass seine Gesteine denen des südwestlichen Kos ähneln. Ebenso wussten oder ahnten sie, dass die häufigen lokalen, von lautem Krachen begleiteten Beben, welche die Insel in jenen Zeiten heimsuchte, mit demselben Mechanismus in Zusammenhang stehen, der auch zu der Entstehung der Insel selbst geführt hat. Die eingeschlossene Energie des geschmolzenen Gesteines und der heisse Strom unter Nisyros nahmen in dem Giganten Polybotis, der sich in seinem unterirdischen Gefängnis ächzend aufbäumt, die Gestalt eines Lebewesens an.

Eine der Gegebenheiten, die wir mit grosser Sicherheit annehmen können, ist die Tatsache, dass es hunderttausende Jahre vulkanischer Aktivität unter Wasser bedurfte, bevor erst die erste Spitze der Insel aus der Ägäis auftauchte. Die Entstehung von Nisyros begann in einer Tiefe von 300 Metern auf einem Fundamet aus Kalksteinfelsen. Diese wiederum waren vor etwa 150 Millionen Jahren durch die Aktivität und Ablagerung von Meeresorganismen (Korallen und Krustentiere) im seichten Wasser entstanden. Sie stammten aus der Zeit, als sich die Alpen bildeten (Trias). Die gleichen Gesteine wie die, auf denen der Vulkan Nisyros sich zu erheben begann, sind heutzutage an der türkischen Küste (Lykien) und bei der Insel Kandeleoussa (oder Andeleoussa oder Phanari) anzutreffen, 25 Kilometer südwestlich von Nisyros. Die unteren Schichten der Lava unter Wasser, die das Fundament von Nisyros bilden und bei denen es sich somit um die ältesten auf der Insel vorhandenen Steine handelt, sind heute an der Nordwestküste zu betrachten, wo Aufwärtsbewegungen und Risse diese über den Meeresspiegel hoben. Sie sind am deutlichsten in nächster Nähe von Mandraki, unterhalb des Panagia Spiliani-Klosters, zu sehen. Die ungewöhnlichen hier anzutreffenden Formationen, die "Kissenlava" (Pilow-Lava), wie Vulkanologen diese genannt haben, wurden durch die besonderen Bedingungen der Ablagerung des Magmas unter Wasser erzeugt. Die runden schwarzen Steine in der Chochlaki-Bucht sind alle Teile dieser Lava-Kissen, die allmählich durch Brandung und Wellen abgerundet wurden. Kissenlava ist über 160'000 Jahre alt.

DIE GESTEINE VON NISYROS

Wie bereits zuvor erwähnt, besteht die Insel Nisyros rein aus vulkanischen Gesteinen. Deren Art und Zusammensetzung hängen direkt von dem Magma ab, das am Anfang ihres Entstehungsprozesses stand. Im Falle Nysiros handelt es sich bei dem ursprünglichen Magma, welches die Vulkantätigkeit auslöste, um das, was die Geologen als Kalk-Alkali-Basalt bezeichnen: um eine Flüssigkeit aus Siliziumdioxid mit einem Gewichtsanteil von 50%, Aluminiumtrioxid (19%), Magnesium- und Eisenoxid (8%), Kalziumoxid (12%), Natriumoxid (2.5%) und weniger als 1% Titanoxid und Kaliumoxid.

Dieses Gemisch stellt das ursprüngliche Magma dar, das bei den Vulkanen vorzufinden ist, die in Zonen enstehen, in denen sich eine Lithosphären-Platte unter eine andere schieb. Wenn dieses Magma bald nach seiner entstehung unter der Erdkruste schnell an die Oberfläche aufsteigt, bildet sich Basaltlava. Wenn es jedoch für längere Zeit in der Zone unter der Erdkruste bleibt, verändert es sich schrittweise, wobei sich der Anteil an Silizium, Kalium und Natrium erhöht. Der Basalt wird dabei stufenweise zu Andesit (Siliziumoxid 56-63%), Dazit (Siliziumoxid 63-70%) und schliesslich Rhyolit (Siliziumoxid >70%).

Die Struktur des Vulkangesteins (amorphes Glas und kristalline Minerale) hängt sowohl von der Zusammensetzung des Magmas als auch von der Geschwindigkeit, mit der das geschmolzene Gestein abkühlt, ab. Daher hängt der Anteil von vulkanischem Glas - als Beispiel für ein amorphes Material, dass durch das plötzliche Abkühlen des geschmolzen Gesteines entsteht - in erster Linie von der Geschwindigkeit ab, mit der das Magma abkühlt; es kommt in Rhyolit in grösserer Menge vor als in Basalt. Bei den kristallinen Mineralen verhält es sich genau umgekehrt. Sie sind in Basalt in grösserer Menge vorhanden als in Rhyolit.

Im Gestein von Nisyros findet man folgende kristalline Minerale:

Feldspat: Mineral aus Silizium, Aluminium, Kalzium, Natrium, und Kalium, in der Form weisser, durchsichtiger Kristalle.
Pyroxenit: Mineral aus Silizium, Kalzium, Eisen und Magnesium, in der Form dunkelgrüner bis schwarzer Kristalle.
Stilbit: Mineral aus Silizium, Magnesium, Kalzium, Eisen, Natrium, uns Titan, in der Form grüner bis grauer Kristalle.
Olivin: Mineral aus Magnesium, Eisen und Silizium, in der Form honigfarbener bis olivgrüner Kristalle.

Nisyros besteht nicht nur aus dem berühmten Stephanos-Krater in der Mitte der Insel. Nisyros in seiner Gesamtheit ist ein einziges, gewaltiges vulkanisches Zentrum. Es gibt keinen einzigen Stein auf der Insel, der nicht vulkanischen Ursprungs wäre, keine einzige Gesteinsschicht - die Insel besteht aus hunderten derartigen Schichten -, die nicht durch Ablagerungen nach einem Vulkanausbruch entstanden wäre. Die gewaltige Vielfalt an Zusammensetzungen und Formen der Gesteine, welche die Insel bilden, die ausgedehnten und leicht zugänglichen natürlichen Einschnitte im freiliegenden Gestein und das ausgezeichnete Klima das ganze Jahr hindurch machen Nisyros zu einem Freilichtmuseum für die Geologie; zu einem der geeignetsten Orte auf der Welt, um die dynamischten Kräfte auf unserem Planeten zu bewundern und zu studieren, zu lehren und zu lernen; zu einem Paradies nicht nur für Vulkanologen, sondern für alle Besucher, die die Natur lieben und achten und danach streben, etwas von ihrer ewigen Weisheit zu lernen und damit ihre eigene, zeitlich äusserst begrenzte irdische Existenz zu bereichern.

DIE VEGETATION VON NISYROS

Es sind nicht nur die geologischen Eigenschaften, die Nisyros zu einem idealen Ort für eine solch fruchtbare Begegnung von Mensch und Natur machen. Die Struktur und die Zusammensetzung der Insel boten die Voraussetzung für die Entwicklung einer Fauna und Flora von erstaunlicher Vielfalt. Nisyros ist der einzige aktive Vulkan der Ägäis, der eine so breitgefächerte Vegetation aufweist, sowohl an niedrigen als auch an hohen Planzen, eine Vegetation, die den Lebensraum für eine Vielzahl an Tieren darstellt, von Eidechsen bis hin zu Raubvögeln.

(Taverna Balconi) finden Sie die noch einzig erhaltene Wassermühle aus der Zeit von 1800 und das dazugehörende "Wasser-Mühlen-Café", das von Nikos Yfantis und seinem Vater geführt wird! Die Mühle wurde während der Bestzung der Türkey erbaut und war bis 1965 in Betrieb. Eine Besichtigung ist kostenlos und lohnt sich allemal!

Sogar vom trockenen Land aus ermöglicht das kristallklare Wasser einen bezaubernden Anblick der Unterwasserwelt und betont somit den Eindruck von Kontinuität und Gleichgewicht zwischen Land und Meer. Es ist nicht schwer zu verstehen, warum diese kleine Insel bereits in prähistorischer Zeit ein bedeutender Siedlungsort war. Denn sie wird mit vielen Mythen und Taten aus der Antike in Verbindung gebracht, und auf ihr sind Denkmäler erhalten geblieben, die an diese Kulturen erinnern.

Die Ausbreitung des Tourismus hat diese Insel erst spät erreicht, und er entwickelt sich noch immer langsam. Dies ermöglicht es, das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur zu erhalten und bietet dabei die Möglichkeit - die zugleich eine Herausforderung darstellt - dass diese Koexistenz auch in der Zukunft ungestört anhält.

Textliche Auszüge von: George E. Vougiouskalakis, deutsche Übersetzung: Tobias Schorr, aus "Blaue Vulkane". Herausgegeben vom Regionalen Rat der Insel Nisyros.

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